KulturFenster Nr. 2/2025
Ende März hat die Musikkapelle St. Jakob in Ahrn unter der Leitung von Kapellmeister Daniel Niederegger die „Markus-Passion“ von Jacob de Haan aufgeführt. Das Publikum in den Kirchen von Steinhaus und St. Geor- gen war beeindruckt von dieser ergreifenden Musik und der musikalischen Darbietung.
Das Markusevangelium ist zwar das zweite Evangelium in der Bibel, aber es ist das älteste und enthält somit auch die älteste Darstellung des Leidens und Sterbens Jesu. Die Passion beginnt mit dem Einzug von Jesus in Jerusalem (Mk 11,1-11). Darauf folgt die eigentliche Leidensgeschichte (Mk 14,1 – 15,47) vom letzten Abendmahl, über den Gang zum Ölberg mit dem Gebet im Garten Getsemani, die Verleugnung durch Petrus, der Gefangennahme Jesus, dem Verhör vor dem hohen Rat, die Verspottung durch die Soldaten und schließlich die Kreuzigung mit Grablegung. Die Texte sind eher emotionsarm verfasst – reine Fakten, die vom Tod Jesu berichten. 2016 hat der holländische Komponist Jacob de Haan diese Passionsgeschichte für Blasorchester, Mezzosopran (Maria Magdalena), Bariton (Jesus) und Sprecher (Evangelist) vertont. Diese unterscheidet sich dadurch von den meisten anderen Passionen, die für Chor, Solisten und Orchester konzipiert sind. Dieses Werk sei schon länger auf seinem persönlichen Wunschzettel gestanden, erklärt Daniel Niederegger. Nun bot sich die Gelegenheit, da die Musikkapelle am Wochenende des Palmsonntages zum 100-jährigen Jubiläum ihrer Partnerkapelle in Mettmenstetten (CH) eingeladen ist. Daher suchte man eine Alternative zum traditionellen Termin des jährlichen Frühjahrskonzertes am Wochenende nach Ostern. Damit war die Idee zu diesem besonderen Konzertprojekt geboren. Gemeinsam mit Obmann Thomas Künig musste er zwar noch einiges an Überzeugungsarbeit leisten, um die Musikantinnen und Musikanten von dieser Alternative zum „klassischen Frühjahrskonzert“ zu überzeugen, bestätigt er: „Das Zusammenspiel zwischen Musikkapelle und Gesang und die damit verbundene ungewohnte Probenarbeit sind die zusätzliche Herausforderung.“ Der Aufwand hat sich aber allemal gelohnt und das Publikum war beeindruckt von diesem einzigartigen Erlebnis. Die Musikantinnen und Musikanten waren dem Anlass entsprechend in dezentem Schwarz gekleidet, die Kirchen in ein atmosphärisches blau-rot-violettes Licht getaucht. Die Rolle der Maria Magdalena übernahm die Mezzosopranistin Anita Strauß, selbst Mitglied der Kapelle. Sie fiel allerdings krankheitsbedingt bei der zweiten Aufführung aus. Für sie sprang kurzfristig Lucie Oberhollenzer aus St. Jakob ein. Die Rolle des Jesus sang der Bariton Thomas Mittermair aus St. Johann. Als Evangelist begleitete Paul Peter Niederwolfsgruberaus Percha die Leidensgeschichte. Der Musikkapelle ist es gelungen, die Spannung vom Auftakt bis zum letzten Akkord zu halten, den Sängern und dem Sprecher den notwendigen Raum zu geben, um das Zusammenspiel zwischen Musik und Text zu einem vollkommenen Ganzen werden zu lassen. Es war ein rundum stimmiges Bild, das den Zuhörer in die ergreifende Geschichte eintauchen ließ, eine Geschichte, die zwar hinlänglich bekannt ist, aber in dieser Art erzählt immer wieder von neuem fesselt und emotional berührt. Nach dem Verklingen des Schlussakkordes blieb es minutenlang still, bevor sich das Publikum mit begeistertem Applaus und Standing Ovation für das beeindruckende Erlebnis bedankte. Detail am Rande: Die Sozialen Medien machen es möglich – der Komponist Jakob de Haan (* 28.03.1959) meldete sich auf Facebook zur Premiere am 28. März und freute sich über die Aufführung zu seinem 66. Geburtstag: „Today, on my birthday, there is a performance of my Markus Passion by this beautifully dressed Italian wind orchestra from Ahrntal, South Tyrol.“